Ein Kapitel geht zu Ende …

26 Jahre habe ich in Neu-Ulm gewohnt, 4 weitere in Ulm.
„30 Jahre — ein halbes Erwachsenenleben“ sagte mir ein Freund und damit hat er Recht.

30 Jahre – ist das nun zu lange oder zu kurz? Zu lange, um wirklich Abschied nehmen zu können und alles hinter sich zu lassen. Abschied …
– vom Zuhause in dem die Kinder groß wurden
– von den Freunden, die mir ans Herz gewachsen sind
– von den Nachbarn, Straßen, Plätzen, Märkten, Festen
– von Orten die mir besonders ans Herz gewachsen sind; Wiesen, Wäldern und der Donau
– vom Blick auf die Alpen bei Föhn?

Ja, das geht und je tiefer ich sie verinnerlicht habe, desto leichter kann ich gehen, denn ich nehme etwas davon mit und trage es mit mir.

Zeit als, noch einmal woanders neu anzufangen, um mich noch einmal an einem anderen Ort neu einzuleben, neue Freunde zu finden und Orte, an denen ich gerne bin, neue Feste zu feiern und neuen Menschen zu begegnen. Und nicht zuletzt, um neuen Aufgaben entgegen zu sehen und sie in Angriff zu nehmen.

Das Abschied-Nehmen von den Dingen, die ich gerne hinter mir lasse

Das gehört auch dazu und ist wohl nun einfacher möglich: sich von den Dingen, Ereignissen und Erinnerungen zu trennen, die auch dazu gehörten und an die ich mich nicht so gerne erinnere:
Die Anfänge von Corona vor ca. 3 ½ Jahren, als ich im Home-Office saß und trotz Kurzarbeit noch Überstunden aufhäufte (ja, das geht!). Es gab so viel zu tun, weil mein damaliger Chef den Unterschied zwischen „Home-Office“ und „mobilem Arbeiten“ nicht kannte. Ich hab‘ es ihm erklärt und stieß auf taube Ohren und lernte daraus. (Den Rest der sehr langen Geschichte habe ich woanders aufgeschrieben und kann nun loslassen 🙂 )

… ein neues Kapitel beginnt

Danach bin ich 2 Monate lang mit meinem umgebauten Auto (nun kann ich darin jederzeit bequem schlafen) durch Deutschland gefahren, habe meine erkrankte Mutter besucht, Seminare in Bielefeld und Heek (bei Münster) besucht, Freunde und Verwandte getroffen und Urlaub an der Ostsee, im Spreewald und im Erzgebirge gemacht. Ein gelungener Start in mein Sabbatical.

Sabbatical heißt AUS-Zeit

Um eine wirkliche Auszeit zu haben, habe ich keine von meinem ehemaligen abgesegnete (und befristete) Auszeit gewählt. Das hätte nämlich bedeutet, dass ich mich auf 3 oder 6 Monate hätte beschränken müssen. Doch eine Auszeit, in der ich ständig vor Augen habe, in X Tagen wieder am Schreibtisch sitzen zu müssen ist keine Auszeit. Eine Auszeit fängt mit einem „Aus“ an und dann habe ich Zeit … viel Zeit. Das nenne ich eine Aus-Zeit!

Und diese Auszeit hat mich durch halb Europa geführt:

  • mit dem Motorrad durch Kroatien, Slowenien, vom Großglockner bis nach Triest in einem Tag oder 1 Woche an der Algarve, nach Split und Zagreb oder den Wasserfällen in Krka
  • mit dem Auto zu zweit nach Portugal (während der Pandemie), was nur ging, weil wir im Auto schliefen und kaum Kontakt zu anderen Menschen hatten, im Wald oder am Fluss übernachteten und Ballungszentren konsequent gemieden haben
  • mit dem Motorrad durch die Vogesen, die Auvergne und Südwestfrankreich bis nach Carcassonne, weiter nach Andorra und Barcelona, auf dem Rückweg durch das franz. Jura
  • zu Fuß durch die Eifel
  • mit dem Rad die Donau entlang
  • nach Wien und Prag, durch den Bayerischen Wald und vieles mehr …

und es sind noch viele Ziele auf der langen Liste, Südostasien, Südafrika oder den gesamten amerikanischen Kontinent … doch das war dann doch nicht mehr drin und war auch gut so. Die Zeit dafür wird kommen …

Und wie geht es weiter?

Inzwischen bin ich umgezogen … knapp 500km von Neu-Ulm/Ulm entfernt nach Sachsen.

Ich arbeite in einer Bürgerenergie-Genossenschaft mit, engagiere mich im Klimaschutz und berate Freunde und Familie zum Thema erneuerbare Energien. Doch das alles bringt noch kaum Geld ein und so strecke ich die Fühler aus, knüpfe Kontakte und vernetze mich, um aktiv an der Energiewende mitzuarbeiten und damit meinen Lebensunterhalt zu decken.

Das Neueste: die erste 25kW-Anlage habe ich bereits mit auf’s Dach gestellt, betreue die IT und werde weitere Projekt mit gestalten. Nun stehen weitere Fortbildungen, Workshops und Seminare in einer sehr dynamischen Energiewende-Gesellschaft auf dem Programm. Langeweile kommt da keine auf …

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